Weisse Trüffel, einige Infos

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Weisse Trüffel, einige Infos

Beitragvon koch » Sa 4. Jun 2016, 19:37

Weisse Trüffel, einige Infos

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Weisse Trueffel

Feinschmecker haben - nicht nur der Trueffeln, Haselnuesse und Reben
wegen - das Piemont als ihr Schlaraffenland auserkoren. Das huegelige
Gebiet mit dem melancholischen Einschlag zwischen Mailand und Turin
wird jedes Jahr im Herbst zur meistbesuchten Gegend Italiens.

Eine ganz besondere Spezialitaet der Gegend um Alba wird jeweils ab
Oktober bis Ende Jahr "geerntet": die weisse Trueffel. Was wurde
nicht schon alles ueber sie geschrieben und spekuliert! Aphrodisisch
sollen die Knollen wirken, die eher einer missratenen Kartoffel denn
einem - weissen oder schwarzen - Kuechendiamanten gleichen und den
bezauberndsten Duft der Welt verstroemen. Es stimmt, die ganze Stadt
riecht danach, in den Restaurants verdichten sich die Wolken
gleichsam zu Koerperlichkeit, sinnliche und betoerende Duefte nach
Knoblauch und Kaese schlagen einem entgegen.

Fuer die nuss- bis faustgrossen "Tartufi" stroemen Zehntausende von
Koechen, Haendlern und Trueffelfreunden in das auch sonst schon
schmucke, zu dieser Zeit aber fuer Gourmets geradezu paradiesische
Staedtchen Alba, um dabeizusein, wenn die raren und aeusserst
kostbaren Knollen auf dem beruehmten "mercatino del tartufo"
feilgeboten werden.

Es gibt kein Wenn und Aber, Trueffeln sind ein Mysterium geblieben.
Vom Duft, den der "tuber magnatum" auf raetselhafte Weise erzeugt,
sagen die italienischen Trueffeljaeger, dass er dem eines Hundes auf
Freiersfuessen aehnle. Deswegen seien bei der Trueffelsuche auch nur
Huendinnen mit Erfolg einzusetzen. Nun, ob Trueffeln und Sex etwas
miteinander zu tun haben, moegen Werber, Biologen und Verliebte
enscheiden. Tatsache ist, dass ein Kilo des begehrten ockerfarbenen
Pilzes gut und gerne 2500 bis 3000 Franken kostet - kein Wunder also,
dass die Trueffelsucher nachts mit ihren vierbeinigen Begleiterinnen
durch die Eichenwaelder streifen und tief unter der Oberflaeche nach
den unsichtbaren Schaetzen graben. Nachts darum, weil dann die
Trueffeln angeblich am staerksten duften oder sich die Hunde am
besten auf ihren Geruchssinn konzentrieren koennen; in Tat und
Wahrheit aber doch, um die Fundstellen vor neugierigen Augen
geheimzuhalten!

Doch das an drei Seiten von Bergen umgebene huegelige Piemont - das
"Land am Fusse der Berge" - ist nicht nur ein "Tartufo"-Land. Wie in
allen italienischen Regionen macht den Reiz seiner Kueche auch der
Spass an der Zubereitung der Gerichte und die Lust am Essen, die
Gastlichkeit und das vergnuegte Plaudern in anregender Gesellschaft
aus. Das spiegelt sich in der ueppigen Menueabfolge wider: Antipasti,
Primo, Secondo, Verdura - das sind Saisongemuese oder Salate -, Kaese
und Dessert, gefolgt von einem Espresso oder Likoer und natuerlich
begleitet von den zu den Speisen passenden Weinen aus der begnadeten
Weinregion der Langhe um Alba und Asti. Diese maechtigen und stolzen
Tropfen des Piemont, das sind die schweren, koerperreichen Barolo und
Barbaresco. Ein Glas davon, und man glaubt, sich die
neblig-herbstliche Melancholie der Langhe, die Gerueche ihrer Erde,
nasses Laub und Pilze, einverleibt zu haben. Oder wie es ein
begeisterter piemontesischer Heimatdichter poetischer ausdrueckt:
"Der Barolo hat die Farbe des herbstlichen Laubes und den frischen
Hauch des Fruehlings. Er geht nicht in die Beine und macht den Kopf
nicht schwer, sondern bereitet einen tiefen und traumlosen Schlaf.
Und am Morgen danach wird man sich fuehlen, als koenne man alle
Schlachten der Welt gewinnen." Gerade die Wucht dieser Weine, ihr
charaktervoller Auftritt und ihr Alkoholreichtum verlangen kraeftige
Speisen, die ihnen Widerstand leisten.

Erst in diesem Zusammenprall offenbaren sie ihr enormes Potential;
Wein wird eben im Piemont - wie ueberhaupt in Italien -
ausschliesslich zum Essen getrunken! Neben den "schweren" verlocken
den Weinfreund aber auch zahlreiche andere Tropfen, rote wie der
Nebbiolo und Freisa, der rustikale, aber oft unterschaetzte Barbera,
der leichtere, doch keineswegs "suesse" Dolcetto, und weisse wie der
hoechst sueffige Arneis oder der spritzige Asti spumante-Schaumwein.
Letztere erfreuen sich auch bei uns zunehmender Beliebtheit als
erfrischende Aperitive, und dazu knabbert man, wie es inzwischen in
(fast) allen italienischen Restaurants in der ganzen Welt in Mode
gekommen ist, Grissini, die - wie die beruehmten Haselnuesse auch -
dank aeusserst guenstiger Anbaubedingungen ebenfalls aus dem Piemont
stammen.

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